Die Herausforderungen, die einige afrikanische Länder überwinden müssen

„Teilen und herrschen“ sowie die Abwertung des schwarzen Menschen waren Grundprinzip der Kolonialisten. Hass wurde unter den Ethnien gesät, was dazu führte, dass die Gruppen sich gegenseitig bekämpften. Der Genozid in Ruanda ist eine Konsequenz des Hasses innerhalb der ethnischen Gruppen.

Afrikanern wurde damals eingeprägt, dass schwarz sein nichts wert sei und nur „weiß“ das Beste signalisiere. Explizit galt das auch für alle Produkte, die von den Weißen hergestellt wurden. Was die Weißen sagten, war immer richtig. Die Manipulation des schwarzen Bewusstseins war komplett, als die Kolonialherren mit ihrer Religion den „weißen Jesus“ brachten. Überall auf der Welt glauben die Menschen an einen Gott, der ein Spiegelbild der Menschen ist. Die Inder haben ihren Buddha, nur die schwarzen Menschen haben einen „weißen Gott“ und keinen „schwarzen Gott“. Wenn Gott weiß ist, welche Farbe hat dann der Teufel?Diese Gehirnwäsche steckt noch heute so tief in den Köpfen vieler Menschen, dass sie ihre eigenen Bemühungen zur Selbstentwicklung behindert wird.

Man soll auch nicht vergessen, dass während der Kolonialzeit eingesetzte schwarze Soldaten zuständig für die brutalen Strafen an anderen schwarzen Menschen waren. Das „Schwarzsein“ signalisierte Böses und Misstrauen, und das „Weißsein“ Gutes und Unschuld. Diese Faktoren haben das Selbstbewusstsein vieler schwarzer Menschen in den Kolonien gebrochen und sie zu unmündigen Bürgern gemacht. Die daraus entstandenen Minderwertigkeitskomplexe werden von Generation zu Generation weitergeben.

Als Konsequenz dieses Zustands hat die Idee mit der „Entwicklungshilfe“ wie eine Bombe eingeschlagen. Die Menschen in Afrika wurden in eine „gewisse“ Abhängigkeit geführt, die bis heute andauert. Wer sich selber nicht wertschätzt und seine Fähigkeiten nicht wahrnimmt, überträgt unbewusst seine Verantwortung auf andere.

Welche Auswirkung hat das koloniale Erbe?

Die innerafrikanische wirtschaftliche Zusammenarbeit ist gering. Viele afrikanische Länder handeln überwiegend mit Europa und anderen Ländern außerhalb des Kontinents. Waren und Produkte aus anderen afrikanischen Ländern werden von einigen Afrikanern als minderwertig angesehen. Sogar die eigenen Produkte werden ungeachtet ihrer Qualität weniger konsumiert. Der Eindruck, dass alles, was von den „Weißen“ kommt, hochwertig ist, gilt als Statussymbol und ist auch unter den gebildeten Schichten weit verbreitet. Wie können die Länder eigene Wertschöpfungsketten aufbauen, wenn „Made in Africa“ nicht salonfähig ist? Im Gegensatz zu den kolonialisierten afrikanischen Ländern ist das Verhalten der Menschen in Ländern wie Äthiopien, in denen es keine Kolonialisierung gab, deutlich anders. Die Äthiopier haben einen Nationalstolz und ein gesundes Selbstbewusstsein bezüglich ihrer Herkunft, ihrer Kulturen und ihrer Traditionen.

Auswirkungen auf das soziopolitische Leben?

In einigen Ländern mit einer Vielzahl ethnischer Gruppen kommt es häufig vor, dass die regierende Klasse einige ethnische Gruppen extrem diskriminiert und ihnen den Zugang zu ihren stattlichen Ressourcen verweigert. Es finden kaum Investitionen in Infrastruktur, Gesundheitswesen oder Grundversorgung in deren Regionen statt. Die Menschen werden absichtlich verarmt. Die fehlende Empathie gegenüber Menschen anderer Ethnien ist ein großes Problem in einigen Ländern Afrikas.

Tribalismus und Nepotismus verhindern Entwicklung

Einige Länder haben viele Entscheidungsträger, die inkompetent sind, aber wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit verantwortliche Positionen bei der Staatsverwaltung und staatlichen Unternehmen bekleiden. Dies führt zu einem Mangel an hochwertigen Dienstleistungen und im schlimmsten Fall zum Bankrott der Unternehmen auf Kosten der Allgemeinheit. Wenn politische Parteien aufgrund ethnische Zugehörigkeit nicht auf Programmen und guter Regierungsführung basieren, schafft dies Unzufriedenheit in der Gesellschaft. Warum ist Volkszugehörigkeit ein solches Problem in Afrika? Die Diskriminierung, die manche Afrikaner in ihren eigenen Ländern erfahren, ist oft schlimmer als die Diskriminierung, mit denen sie in westlichen Ländern konfrontiert sind. Wenn jemand nicht beschäftigt wird, weil er einer anderen Ethnie angehört, führt diese Situation zu schwachen und inkompetenten Institutionen. Die kompetenten Menschen erhalten nicht die passenden Aufgaben und viele Potenziale gehen verloren. Wenn die Vielfalt in den Gesellschaften gut gemanagt wird, kann sie zu einer „inklusiven“ und nachhaltigen Entwicklung führen.

Die Rechtsstaatlichkeit

Wenn die besten Gesetze weder von den regierenden Eliten noch von der Bevölkerung respektiert werden, bringen sie das Land nicht vorwärts. Rechtsstaatlichkeit ist in jeder wohlhabenden Gesellschaft sehr wichtig. Die größte Herausforderung in vielen Ländern ist ein unabhängiges Justizsystem, in dem auch die Mächtigen und nicht nur die Armen zur Rechenschaft gezogen werden. Wirtschaftsinvestition und Entwicklung kommen, wenn es Sicherheit und politische Berechenbarkeit gibt. Afrika braucht nicht die G20 oder den Marshallplan, um Investoren nach Afrika zu holen.

Die Regierungen müssen nur das Richtige tun: Ein gerechtes Steuersystem und weniger Korruption durch eine transparente und effiziente Bürokratie schaffen.

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Veye Tatah

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Gesellschaft + Politik

About Veye Tatah

Veye Tatah is a computer scientist and Entrepreneur from Cameroon. Tatah is currently self-employed as a consultant and project manager specializing in political, cross-cultural and media-related themes. Of particular interest is the development policy in Africa. She is the founder of the Africa Positive organization and acts as the editor-in-chief of a magazine called AFRICA POSITIVE, which has been published in German-speaking countries since 1998. She received a couple of awards for her voluntary activities in promoting integration - Among others; in 2010 she received the Federal Cross of the Order of Merit of the Federal Republic of Germany. (www.veye-tatah.de). She is the Author of the Book “Afrika 3.0” published in May 2014 which tackles the negative Image of Africa in the West.